Sie ist vielleicht nicht so bekannt wie ihr Gegenstück die Grüne Woche, dafür aber mit Sicherheit lauter. Die „Wir haben es satt!“ Demo findet jedes Jahr zeitgleich mit der Grünen Woche im Januar statt. Der Grund: die industrielle Landwirtschaft soll nicht gefeiert, sondern verändert werden. Dieses Jahr ist die „Wir haben es satt“ digital präsent und fordert eine gerechtere und schonendere Landwirtschaft. Und auch wir vom Pinaks-Team haben Wünsche für eine Landwirtschaft der Zukunft.
Die Landwirt*innen stehen unter immensem Druck. Erzeugnisse müssen in bester Qualität, in der schnellst möglichen Zeit hergestellt werden, während große Lebensmittelkonzerne die Preise drücken. Betriebe, die das nicht mehr leisten können, schließen. Das alles geht auf Kosten von Mensch und Tier. Wie schlecht die Situation für Bäuerin und Bauer wirklich ist, zeigen Ereignisse wie die Blockade vor dem Lidl-Zentrallager durch 31 Traktoren und LKWs.
Wir fordern einen Dialog auf Augenhöhe zwischen Landwirt*innen, Lebensmitteleinzelhandel und Verbraucher*innen.
Biofleisch ist teuer? Zumindest im Vergleich zu den konventionellen Produkten. Dabei gibt es jedoch versteckte Kosten, die die Verbrauchenden nicht sehen. Überschrittene Nitrat-Grenzwerte im Grundwasser, Umweltverschmutzungen, Klimaschäden und diverse gesundheitliche Folgen, diese Rechnung begleichen wir erst später. Warum viele Bauern und Bäuerinnen bei einer konventionellen Landwirtschaft bleiben, liegt an den bisherigen Strukturen, die auf große Masse, kleine Preise und Exporte setzen.
Wir fordern von der Politik, keine Subventionen mehr für Billigfleisch zu schaffen. Stattdessen sollten Landwirt*innen beim Wechsel zu nachhaltiger und artgerechter Biolandwirtschaft unterstützt werden.
Abgesehen davon, wie es hergestellt wird, produzieren wir zu viel Fleisch, obwohl der Konsum in Deutschland sinkt. Mit der Masse, die wir herstellen, sättigen wir nicht nur uns selbst, sondern exportieren auch ordentlich ins Ausland. Dort können Betriebe mit unserem Billigfleisch nicht mithalten und haben ebenfalls keine Chance auf dem Markt. Auch hier müssten Politik im In- und Ausland Rahmenbedingungen schaffen. Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch die Konsumenten.
Wir wünschen uns in der Zukunft einen bewussteren Fleischkonsum und mehr Akzeptanz und Auswahl an Ersatzprodukten.
Circa jedes 8. Lebensmittel wird weggeschmissen. Das fängt schon auf dem Feld an, wo Obst und Gemüse, das nicht appetitlich genug für die Verbrauchenden aussieht, nicht für den Einzelhandel in Frage kommt. Was es ins Regal schafft, bekommt ein Mindesthaltbarkeitsdatum, dass aber nicht immer gleich den Verfall der Ware bedeutet. Alles, was der Supermarkt dann in die Tonne werfen muss, darf in Deutschland nicht aus dem Container gerettet werden. Der letzte Lebensmittelverschwender ist der private Haushalt. Schuld sind meist ungeplante Einkäufe oder Unsicherheit, was noch gut ist.
Wir wünschen uns bessere Kreisläufe für unsere Lebensmittel und mehr Akzeptanz und Aufklärung seitens der Verbraucher*innen.
Die Artenvielfalt ist durch den Menschen massiv bedroht. Die Biomasse an Insekten ist in Deutschland um circa 76 % zurück gegangen. Damit geraten ganze Ökosysteme ins Wanken. Einen großen Teil tragen Monokulturen und Pflanzenschutzmittel dazu bei. Dabei kann Landwirtschaft auch neue Lebensräume schaffen statt sie zu vernichten, z. B. durch Permakulturen oder Weidehaltung. Doch für Änderungen braucht es die Sicherheit, dass diese Verfahren wirtschaftlich sind.
Wir fordern mehr Anreize für Betriebe, die Biodiversität fördern!
Ein Glück gibt es schon zahlreiche Ideen, wie wir unsere Landwirtschaft besser gestalten können. Wir können ressourcenschonendere Produkte wie Fleisch aus Pflanzen oder Insekten verwenden. Es gibt bodenschonendere Systeme, die weniger Pestizide und mehr Biodiversität versprechen. Es gibt mehr Konzepte mit denen Landwirt*innen ihr Produkte direkt an die Verbrauchenden vermarkten können. All diese Ansätze sind hinsichtlich der Klimakrise zukunftstauglich, aber bisher nicht immer konkurrenzfähig. Grund sind nicht zuletzt bürokratische Hürden für Landwirt*innen und Unternehmen an den falschen Ecken.
Wir vom Pinaks-Team hoffen auf weitere Veränderungen seitens der Politik, der Betriebe und der Verbraucher*innen. Und auch wir sind noch nicht am Ende angekommen. Zukünftig wollen wir noch lokaler und umweltschonender produzieren. Mit unserem großen Ziel, Produkte aus Insekten salonfähig zu machen, wollen wir langfristig nachhaltige Fleischalternativen auf den Markt bringen. Denn wir haben es satt! Du auch?