Nicht nur neue Produkte aus Insekten gewinnen an Zulauf, sondern auch die Produktion der Insekten entwickelt sich weiter. In Deutschland gibt aber es bisher nur wenige produzierende Unternehmen. EntoSus ist die erste Bio Grillen-Farm in Deutschland. Der Name setzt sich aus „Entomophagie“ und „Sustainable“ zusammen. Wir haben mit Florian Berendt, dem Gründer von EntoSus, über die Insektenproduktion gesprochen.
Erzähl uns kurz wer du bist. Wie war dein Werdegang bis hin zur Idee?
Hey, ich bin Florian. Ich habe nebenberuflich Agrarmanagement und Landwirtschaft studiert und habe mehrere Jahre in der Biobranche gearbeitet. Meine Bachelorarbeit habe ich über Insekten als alternative Proteinquelle geschrieben und habe mich danach auch weiter damit beschäftigt. Letztes Jahr dachte ich mir: „Hey, wenn mich dieses Thema einfach nicht loslässt, dann will ich auch was damit machen!“ und habe beschlossen, die Firma EntoSus zu gründen. Meine Mitstreiterin Melanie und ich kennen uns schon viele Jahre lang aus Bremen. Sie studiert Lebensmitteltechnologie und ich hab sie einfach gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, da mit zumachen. Dann haben wir losgelegt.

Wie ist der jetzige Stand eures Unternehmens? Gibt es schon Abnehmer?
Wir hatten zunächst eine Pilotanlage in einem Bunker. Nun konnten wir eine Kooperation mit einem Bremer Unternehmen schließen und etwas in einem Industriegebiert mieten. Jetzt haben wir eine 550m^2 große Halle. Seit September dürfen wir offiziell verkaufen und führen erste Gespräche mit Interessenten. Dementsprechend sind wir auch dabei die Produktion hochzufahren.
Was genau sind das für Insekten, mit denen ihr produziert?
Bei den Grillen handelt es sich um Acheta domesticus, das Heimchen (siehe Bild ganz oben). Die Akzeptanz bei Grillen ist deutlich höher als bei bspw. Mehlwürmern. Unsere Grillen kommen aus einer zertifizierten Zucht für Lebensmittel. Die ersten Tiere haben wir im Februar aus Finnland bekommen. Mittlerweile haben wir schon die 5. Oder 6. Generation. Bisher machen wir noch keine Zuchtselektion sondern gucken lediglich, dass wir genug Tiere haben, damit keine Inzucht entsteht.
Wie funktioniert die Produktion von Insekten? Welche Stationen gibt es da und was muss man beachten?
Im Grunde gibt es 2 Stadien. Zuerst kommt das Aufzuchtstadium. Da Fressen die Tiere noch recht wenig. Nach circa 2 bis 3 Wochen kommen sie in eine schnellere Wachstumsphase. Dann muss man deutlich mehr füttern. Wir benutzen ein spezielles Futter, das wir selbst aus Reststoffen herstellen. Die „Eierkartons“ sind die Matrix in der sie leben und sich zurückziehen können. Die Grillen benötigen also Futter, Wasser, Licht und werden dann nach circa einem Monat und ein paar Tagen geerntet. Zur Zeit töten wir die Insekten durch Gefrieren, da wir im Moment der Meinung sind, dass dies die schonendste Art für die Tiere ist. Da die Tiere eh in eine Kältestarre fallen, glauben wir, das kommt dem natürlichen Tod sehr nahe. Sie werden dann bei minus 40 Grad eingefroren. Wir sind aber noch im Gespräch mit Leuten, die sagen, das Einfrieren würde zu lange dauern und Brühen wäre besser.
Wie müssen Grillen optimal bzw. Tiergerechtgehalten werden?
Wir richten uns nach den Ipiff (International Platform of Insects as Food and Feed) Anforderungen. Wir steuern ganz genau die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit und die Besatzdichte. Dadurch versuchen wir so gut es geht Kannibalismus zu vermeiden. Der ist jedoch ganz natürlich bei Insekten und lässt sich nie 100 % vermeiden. Dass alles stimmt erkennt man daran, dass die Tiere da bleiben wo sie sind, denn die Boxen sind nicht verschlossen. Wenn sie gestresst wären, weil es z.B. zu warm ist würden sie versuchen zu fliehen.
Ihr habt von Problemen bei EU-Genehmigungen berichtet. Was genau sind da noch die Hürden?
Wir wollen die Produktion von Insekten biozertifizieren lassen. Derzeit gibt es aber noch keine Biozertifizierung für Insekten in Europa. Wir sind gerade im Gespräch mit Naturland und wollen über diesen Weg die Ökozertifizierung beantragen. Naturland habe ich gewählt, weil ich finde, dass hier weiter gedacht wird als nur Bio, da auch Sozialstandards eine Rolle spielen.
Zum Abschluss: Was ist dein liebstes Insektenrezept?
Ich mache gern selbst Burger aus der eigenen Produktion. Da wir schon eine Weile produzieren konnten wir da schon eine Menge rumexperimentieren. Aber das Rezept bleibt noch geheim 😉
Wer mehr über EntoSus wissen will, kann sich auf der Website informieren oder @entosus.de auf Instagram folgen.