Die Diätassistentinnen und Freundinnen Jenny, Hande und Klara klären in ihrem Podcast „Heiß&Rettich“ Ernährungsmythen auf und versorgen uns mit hilfreichen und spannenden Facts über Kohlenhydrate & Co. In einem Interview haben sie uns verraten, was sie von Insektenessen halten und wie Insekten als Nahrungsmittel nicht nur unserem Körper, sondern auch der Umwelt Gutes tun können. Viel Spaß beim Lesen und hört doch mal in den Podcast rein z.B. unter https://open.spotify.com/show/5E1yYgCyj8AOyMEdDPV2py
Könntet ihr Euch kurz vorstellen? Warum gibt es „Heiß&Rettich“ und was steckt dahinter?
Hey, wir sind Hande, Jenny und Klara von dem Podcast Heiß&Rettich! Wir sind Freundinnen und staatlich anerkannte Diätassistentinnen mit Bachelorabschlüssen – Ernährungsberatung und -therapie ist also unser Beruf. Da es im Internet und auf Social Media echt viele Mythen und falsche Behauptungen zum Thema Ernährung gibt, haben wir uns vorgenommen mit Heiß&Rettich genau dagegen vorzugehen. Wir wollten aber nicht wieder – wie es sehr häufig der Fall ist – nur eine reine Infoseite aufziehen. Unser Ziel ist es, Ernährungsthemen humorvoll und amüsant zu behandeln, mit den Menschen in den Austausch zu kommen und sie kennenzulernen. Wir wollen eine Anlaufstelle für Ernährungsfragen sein und diese fachlich fundiert beantworten, aber gleichzeitig wollen wir nicht nur als “die Ernährungsfachkräfte” wahrgenommen werden, sondern eben auch wie 3 befreundete, lockere Mädels. Deshalb ist unser Podcast quasi eine Mischung aus lockerem Mädels-Cocktailabend und nützlichem Ernährungswissen.
Warum wolltet Ihr Diätassistentin werden?
Hande: Ich habe während meiner Abizeit ein Praktikum als Diätassistentin in einem Krankenhaus absolviert und wusste sofort – das will ich machen. Ich fand es super faszinierend, dass man mit einer professionellen Ernährungsumstellung den Menschen dabei helfen kann, ihre Beschwerden zu lindern oder ihre Erkrankungen sogar zu heilen. Es gibt Erkrankungen, da ist die Ernährungstherapie die einzige Therapiemöglichkeit! Aber das Thema Ernährung ist einfach auch eine Wissenschaft für sich und so ein riesen Gebiet. Im Gegensatz zu irgendwelchen Wochenend-Fortbildungen wollte ich das Fach dann auch (Achtung – bayrisch) gscheid lernen! Ich wollte alle Zusammenhänge und Abläufe im Körper verstehen und zusätzlich hat mich der medizinische HIntergrund total interessiert. Deswegen bin ich jetzt Diätassistentin 🙂
Jenny: Essen ist einfach geil. Warum dann nicht direkt auch 8 Stunden täglich damit aktiv beschäftigen? Für mich war es wichtig einen Job zu finden, in dem ich kreativ sein kann, mit Menschen im Kontakt bin und wo nicht jeder Tag gleich ist. Ich muss meinen Job lieben, sonst mache ich ihn nicht gut. In meinem sozialen Umfeld kam das Thema Essen immer auf den Tisch. Es hat mich richtig genervt, dass es so viele verschiedene Aussagen gab und ich selbst ebenfalls immer unsicherer wurde. Mal gab es bei uns nur Butter, dann wieder Margarine, dann wieder Butter, dann wieder Kohlsuppe, weils ne super Diät ist, dann nur noch Sonnenblumenöl und dann wurde wieder mit Butter gebraten. Irgendwann dachte ich mir .. okay ich lern das jetzt und dann weiß ich, wie’s geht. (Seitdem läuft es zu Hause nicht sonderlich anders, man hört nicht allzu oft auf mich 😉
Klara: Ich habe zu meiner Abizeit viel Sport getrieben und deshalb irgendwann einen super teuren Trainer*innenschein inklusive kostenlosem (!) Ernährungstrainer*innen-Schein gemacht. Nach zwei Nachmittagen Schulung durfte ich im Prinzip auf die Menschheit losgelassen werden. Mein Interesse war geweckt, aber ich habe mich gleichzeitig gefragt, ob das wirklich ausreicht. Ich habe mich umgehört und ein Praktikum bei einer Ökotrophologin und einer Diätassistentin gemacht. Dort habe ich direkt gemerkt, der Beruf vereint alles was mich interessiert: Medizin, Ernährung, Arbeiten mit ganz verschiedenen tollen Menschen. Danach wusste ich, in den Bereich möchte ich gehen!
Habt Ihr schon Erfahrungen mit Insektenessen gemacht? Wie steht Ihr dazu?
Hande: Ja! Ich habe gemeinsam mit Klara in der Uni zum ersten Mal Insekten probiert. Das waren verschiedene Müsliriegel mit Insekten, Knäckebrot mit Grillenmehl und getrocknete Buffalowürmer. Ich hätte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass ich mich das traue, obwohl ich sehr offen für neue Lebensmittel oder Gerichte bin. Aber ich fand es wirklich absolut gar nicht schlimm! Ich hatte gar kein Ekelgefühl und es hat mir echt gut geschmeckt.
Jenny: Bis auf das, was einem sicherlich nachts in den Mund krabbelt oder die gelegentlichen Fliegen beim Joggen hatte ich erst einmal keine Erfahrungen. Klara und Hande hatten mir allerdings einen Proteinriegel geschickt und Klara dann nochmal ganze Mehlwürmer. Sie ist immer sehr aufmerksam. Bisher waren meine Erfahrungen positiv. Ich musste mich beim Proteinriegel nicht mal überwinden.
Klara: Ich bin damit, wie Hande schon erwähnt hat, in der Uni mit in Berührung gekommen. Verarbeitet habe ich tatsächlich überhaupt keine Scheu, Insekten zu essen und greife schon allein aus reinem Interesse auch gerne zu. Ich muss aber tatsächlich sagen, dass es mich sehr viel Überwindung gekostet hat, in eine Schüssel toter Würmer zu greifen und mir da einfach welche herauszunehmen. Das war für mich eher Kategorie Dschungel-Camp. Allerdings lohnt es sich, sich zu überwinden, geschmacklich absolut in Ordnung, meiner Meinung nach.
Welches Potenzial seht Ihr bei Insekten für die Ernährung? Welchen Impact kann eine insektenhaltige Ernährung auf Umwelt und Gesellschaft haben?
Hande: Wenn man das Feld der Ernährung mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, nämlich z.B. aus dem Blickwinkel der steigenden Weltbevölkerung, der Welternährung sowie dem Klimawandel und der Massentierhaltung, sehe ich ziemlich großes Potenzial in der insektenhaltigen Ernährung. Noch dazu kommt, dass sie ernährungsphysiologisch betrachtet ja wirklich einen Mehrwert bieten. Ich glaube, dass das sicherlich ein Thema der Zukunft ist und sich auch nach und nach durchsetzen wird. So ein bisschen wie die vegetarisch/veganen Ersatzprodukte die letzten Jahre. Aber das kostet unsere Gesellschaft auf jeden Fall sehr viel mehr Überwindung.
Jenny: Ich denke, dass Insekten sehr viel Potenzial bieten. Die Frage ist nur, wie werden sie vermarktet? Würde ich einen Insekten Lolli in meine Ernährung einbauen? Brauche ich wirklich einen Insekten Eiweißriegel? Oder ist ein Insekten Patty für meine Burger nicht eine bessere Option, damit ich gleichzeitig meinen Fleischkonsum reduzieren kann? Man wird ggf. nicht alle überzeugen können, was verständlich ist. Viele sind anders geprägt worden. Für uns galten Insekten lange Zeit als ‘Ungenießbar’ das steckt einfach in unseren Köpfen drin.
Klara: Ich sehe in Insekten schon sehr viel Potenzial, gerade im Hinblick auf die weitere Ernährung der steigenden Weltbevölkerung. Meiner Meinung nach eine echte Alternative zu der Massentierhaltung oder zumindest eine Chance, diese zu reduzieren. Allerdings muss man sich auch hier mit ethischen Aspekten der Insektenzucht auseinandersetzen. Ernährungsphysiologisch sind essbare Insekten ein sehr interessantes Produkt. Ich bin gespannt, ob der Konsum von Insekten in den europäischen Ländern irgendwann einmal gesellschaftlich akzeptiert wird, in anderen Ländern ist das schon lange “normal”, Insekten zu konsumieren. Leckere, gut vermarktete Produkte, können da sicherlich zu beitragen.
Sind die Deutschen Eurer Meinung nach bereit, weitestgehend auf Fleisch zu verzichten und sich insektenreicher zu ernähren?
Hande: Ich glaube jüngere Menschen unserer Gesellschaft sind etwas aufgeschlossener für solche neuartigen Themen. Aber Insekten sind halt schon sehr speziell und gehören rein gesellschaftlich betrachtet einfach nicht auf den Teller, sondern werden höchstens mit dem Hausschlappen an der Wand zerquetscht. Deshalb wird die Umsetzung denke ich auch bei den jüngeren Generationen schwierig. Schwierig heißt aber nicht unmöglich. Ich denke hier fehlt noch sehr viel Aufklärungsarbeit. Je öfter insektenhaltige Produkte in Zukunft z.B. in den sozialen Medien und in den Supermarktregalen auftauchen, umso präsenter sind sie in unserem Alltag und umso “normaler” wird das vielleicht mit der Zeit. Aber das ist nur eine Vermutung.
Jenny: Es ist auch meiner Meinung nach zielgruppenabhängig und die Frage ist auch, wie sinnvoll ist das Produkt dahinter? Meine bisherigen Eiweißriegel sind vegetarisch/vegan, wieso sollte ich dort einen mit Fleisch bzw. Insekten verzehren? Ich bin komplett einfach gestrickt. Sehe als Beispiel ein Schnitzel, weiß ich, wie und womit ich es essen kann. Sehe ich ein vegetarisches/veganes Schnitzel weiß ich, ok ich kann es durch das Schnitzel ersetzen, der Rest kann bleiben. Sehe ich nun ein Insekten Schnitzel weiß ich, alles klar, ich weiß, wie ich es einsetze. Steht da ‘einfach’ nur eine Packung Mehlwürmer, denke ich mir… ok und jetzt? Die Produkte müssen angepasst sein. Das es funktioniert zeigen ja die Alternativen Produkte, welche gerade im Umlauf sind.
Klara: Ich glaube, dass das tatsächlich sehr zielgruppenabhängig ist. Für viele, vor allem für die ältere Generationen, gehört Fleisch oft mehrmals wöchentlich in den Speiseplan. Hier sehe ich die Zielgruppe für Insektenprodukte nicht, da allein “vegetarische Tage” schon oft schwer umzusetzen sind. Jüngere Generationen könnten hier aufgeschlossener sein. Ich glaube, dass es sicherlich einen Markt für Insektenprodukte in Deutschland geben kann, dass es dieser aber sicherlich zwischen aufstrebenden Fleischersatzprodukten und den klassischen Fleisch- und Wurstwaren nicht einfach hat.
Integriert Ihr selbst Insekten (welche?) in Eure alltägliche Ernährung? Wie wichtig ist eine nachhaltige Ernährung für Euch?
Hande: Bisher waren insektenhaltige Lebensmittel für mich eher ein Experiment und eine Kostprobe statt wirklich ein fester Bestandteil meiner alltäglichen Ernährung. Müsliriegel oder Cracker kann ich mir aber eigentlich schon vorstellen in Zukunft mehr zu essen. Der nachhaltige Aspekt der Ernährung gehört natürlich gezwungenermaßen mit in unseren (Berufs)alltag. Ich ernähre mich seit ca. 8 Jahren vegetarisch und achte persönlich auch darauf, keine Produkte mit unnötigen Verpackungen zu kaufen oder bevorzuge Bio-Lebensmittel beispielsweise. Natürlich gibt es immer Verbesserungsbedarf, aber das Bewusstsein dafür ist sehr wichtig und jeder Schritt ist ein Fortschritt!
Jenny: Tatsächlich gehören Insekten noch nicht zu meinen alltäglichen Lebensmitteln. Nachhaltigkeit ist für mich persönlich, sowie beruflich ein sehr wichtiges Thema. Ich merke aber auch oft, dass ich nachhaltig sein möchte, die Chancen oder Möglichkeiten allerdings noch sehr klein oder gering sind. Bei uns im Discounter gibt es so viel Obst, Gemüse, welches immer in Plastik gewickelt ist, kaum vegane oder vegetarische Alternativen. Möchte ich zu einem größeren Supermarkt, der diese Produkte anbietet, muss ich mich ins Auto setzen. Im Rahmen meiner Möglichkeiten versuche ich dennoch oft dran zu denken.
Klara: Insektenprodukte sind kein Bestandteil meiner täglichen Ernährung. Allerdings ist es ein persönliches Anliegen und stellenweise eine Berufskrankheit immer nach den neuesten Produkten Ausschau zu halten und diese zu probieren. So sind beispielsweise schon diverse Riegel in meinem Einkaufswagen gelandet. Ich schließe es allerdings nicht aus, ein Produkt, dass mich geschmacklich und ernährungsphysiologisch überzeugt, regelmäßig einzubinden und bin offen für Neues.
Wie hat Euch Pinaks geschmeckt?
Hande: Mir persönlich haben die Pinaks-Cracker echt gut geschmeckt! Mit z.B. einem Kräuterquark und ein wenig Gemüse kann ich mir das echt gut als Snack für zwischendurch vorstellen. Verbesserungsbedarf sehe ich noch in der Intensität der verschiedenen Geschmackssorten. Sesam und Mohn haben einen sehr starken Eigengeschmack, weshalb die aus der Verpackung angegebenen Geschmackssorten meiner Meinung nach etwas untergehen. Außerdem haben die Cracker einen ungewohnten Nachgeschmack, den ich aber nicht als negativ sehe, sondern der einfach Gewöhnungssache ist.
Zusammenfassend: Mega innovatives, zukunftsorientiertes und leckeres Produkt, welches sich leicht in den Alltag integrieren lassen kann. Für meinen Geschmack dürfen sie gerne noch etwas würziger sein 🙂
PS: Habt ihr schon mal eine Rezeptur mit Vollkornmehl ausprobiert? Das kann ich mir auch gut vorstellen. Vielleicht könnte man auch andere glutenfreie Mehle ausprobieren wie beispielsweise Hafermehl, Teffmehl oder Kastanienmehl.