Wenn man andere fragt, ob sie Insekten probieren würden, erntet man häufig erstmal skeptische Blicke und Unverständnis. Aber warum reagieren viele Menschen so und nicht anders? Eine denkbare Reaktion wäre doch auch aufgeschlossene Neugier. Sicher, ab und zu mag das für Befragte zutreffen. Doch es ist eben nicht der Regelfall. Welche psychologischen Hintergründe verbergen sich hinter dem typischen Ekel vor Insekten als Nahrungsmittel?
Der Ekel vor Insekten als Nahrungsmittel entwickelt sich erst
Der Verzehr von Insekten ist in vielen Teilen der Welt heutzutage vollkommen geläufig. In Europa, wie beispielsweise im alten Griechenland war der Verzehr von Insekten in der Vergangenheit auch keine Besonderheit. Der Ekel vor Insekten als Nahrungsmittel hat seinen Ursprung in der kulturellen und religiösen Entwicklung. Erst im Laufe der Zeit hat sich dieser Standpunkt gesellschaftlich etabliert. Der Ekel vor Insektenessen ist eigentlich unabhängig von dem Nahrungsmittel an sich. Wir essen ja auch tagtäglich andere Tiere wie z.B. Geflügel und das ist weitestgehend gesellschaftlich etabliert. Wenn die besagte Abneigung vor Insekten als Nahrungsmittel also nicht angeboren ist, sondern in den meisten Fällen kulturell bzw. religiös beeinflusst ist, welche Lernprozesse stecken dahinter?
Psychologische Mechanismen
Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung des Ekels spielt das Lernen am Modell. Der Psychologe Albert Bandura zeigte mit seinem „Bobo-Doll-Experiment“ eindrücklich, dass Kinder die aggressiven Verhaltensweisen, die ihre Eltern bzw. Erwachsene gegenüber einer Puppe zeigten, in ihr Verhaltensrepertoire aufnahmen. Es lässt sich daraus ableiten, dass Kinder sich den Ekel vor Insekten als Nahrungsmittel vor allem von ihren Eltern und anderen Personen in ihrem näheren Umfeld abschauen und das Verhalten kopieren.
Ein weiterer Mechanismus ist wohl die sogenannte operante Konditionierung. So kann es vorkommen, dass Eltern ihre Kinder dafür „belohnen“, Insekten als Nahrungsmittel eklig zu finden und sie „bestrafen“, wenn sie Insekten essen wollen. Belohnung und Bestrafung wird hier in der Regel durch Lob und Tadel realisiert.
Was spricht für die Umwelteinflüsse?
Kinder sind anfangs noch unbeeinflusst. Das zeigt sich in ihrem Verhalten, wenn sie Insekten aus Neugierde oder als Mutprobe essen. Die sozialen Regeln werden erst mit der Zeit erlernt. Irgendwann existieren sie dann unbewusst und als Automatismus in uns. So ist es wenig verwunderlich, dass wenn man Erwachsene nach dem Grund für ihren Ekel vor Insekten als Nahrungsmittel fragt, viele keine konkrete Antwort parat haben.
Deshalb sollten wir nicht zulassen, dass unbewusste erlernte Verhaltensregeln uns daran hindern, eine einzigartige Protein- und Nährstoffquelle in unsere Ernährung einzubauen oder immerhin einmal auszuprobieren. Abgesehen davon, gibt es Insektennahrung wie z.B. unsere Cracker, bei der die Insekten gar nicht sichtbar sind.